Wissenswertes

Zocken bis zum Crash

Publiziert von: Redaktion
  • 17.September, 2013
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Der 15. September 2008 war ein Schicksalstag: Nach 158 Jahren meldet das traditionsreiche Bankhaus Lehman Brothers Insolvenz an. Die von deutschen Einwanderern gegründete Bank bricht unter einer Schuldenlast von 630 Milliarden Dollar zusammen.

Der US-Aktienindex Dow Jones bricht ein und erleidet den stärksten Tagesverlust seit den Terrorattacken am 11.September 2001. Die Pleite löst eine weltweite Finanz-und spätere Wirtschaftskrise mit vielen Jobverlusten und Kurzarbeit aus. Fünf Jahre nach der Lehman-Pleite ist das Finanzsystem so anfällig wie vor dem großen Crash.

"Die Frage, die mir seit meinem Ausscheiden aus dem Finanzministerium am häufigsten gestellt wurde, lautet, ob die Gefahr einer erneuten Finanzkrise besteht", schreibt der ehemalige US-Finanzminister Henry Paulson in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt. "Ich fürchte, dass die Antwort darauf 'Ja' lautet." Denn kaum ein Banker wurde für seine Fehler zur Verantwortung gezogen. Die Risiken im System verlagern sich zunehmend auf Schattenbanken, die keinerlei Kontrolle unterliegen. Und die Geldhäuser sind heute sogar noch größer als vor dem großen Crash. Zu groß, als dass man sie in einer neuen Krise untergehen lassen könnte.

Lesehilfe:
Die Statistik zeigt die Kreditverluste und Abschreibungen bei Banken in der Finanzkrise seit Januar 2007. Die UBS musste Abschreibungen und Kreditverluste in Höhe von 44,2 Milliarden Euro hinnehmen.

Seit der Lehman-Pleite lässt sich eine massive Absetzbewegung beobachten: Die Banken fliehen vor strengeren Vorschriften einfach in die dunklen Ecken des Finanzsystems, in die die Kontrolleure nicht blicken. Die Geldhäuser verschieben riskante Geschäfte einfach zu so genannten Schattenbanken. Denn die müssen anders als reguläre Finanzinstitute kein Mindestkapital vorweisen und keine Liquiditätsvorschriften beachten.

Mit 67 Billionen Dollar verwalten diese Hedgefonds, Private Equity Fonds und Geldmarktfonds ein Vermögen, das nahezu so groß ist wie die gesamte reale Weltwirtschaft – und bereits halb so groß wie der regulierte Bankensektor. Schon vor fünf Jahren einigten sich die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) darauf, dass kein Finanzplatz, Finanzprodukt oder Finanzakteur der Welt unbeaufsichtigt bleiben soll. Doch die Schattenbanken schlüpften durch.

Auch fünf Jahre nach der Lehman-Pleite ist die zentrale Ursache für die verheerendste Finanzkrise der Geschichte noch nicht beseitigt. Internationale Großbanken sind weiterhin "too big to fail" - zu groß, um sie im Pleitefall scheitern zu lassen. Die Finanzriesen können Staaten und ihre Steuerzahler damit weiter erpressen, für ihre Verluste gerade zu stehen