Wissenswertes

Die Zinsmanipulierer

Publiziert von: Redaktion
  • 18.November, 2013
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Preisabsprachen verzerren den Wettbewerb und sind daher international in den meisten Finanzräumen dieser Welt verboten.

Einen Zusammenschluss oder Absprachen zwischen Konkurrenten nennt man Kartell. Statt Angebot und Nachfrage und die dadurch entstehende Regulation des Preises regiert dort Willkür und gezielte Manipulation zum eigenen Vorteil. Nun wurden vielen Großbanken darunter auch der Deutsche Bank oder der Citibank Gruppe skandalöse Preisabsprachen nachgewiesen.

Jahrelang legten sie gemeinsam den „LIBOR“ Zins nach eigenen erfolgsversprechenden Maßstäben fest. Dieser Zinssatz wird als Leitzinssatz für sämtliche Kreditgeschäfte und Finanzprodukte auf der ganzen Welt herangezogen.

Der London Interbank Offered Rate (Libor) ist der weltweit gültige Interbanken-Zinssatz, der täglich in London festgelegt wird. An ihm orientieren sich alle möglichen Kredite mit variablen Zinsen in der Realwirtschaft. Er dient als Referenz für Finanzprodukte mit einem Gesamtvolumen von 360 Billionen Dollar.
Für die Berechnung melden die 18 wichtigsten Banken dem britischen Bankenverband BBA zu welchem Zins sie sich heute (untereinander) Geld leihen könnten. Banken die sich abgesprochen haben meldeten bewusst zu niedrige oder zu hohe Zinssätze. Aus den Zahlen werden die höchsten und tiefsten Werte gestrichen, um große Manipulationen zu vermeiden. Mit den übrigen Daten wird dann ein Mittelwert gebildet. Eine einzelne Bank hat so ohne Absprachen mit Konkurrenten praktisch keine Chancen, den Libor wie geschehen massiv zu beeinflussen.


Aufsichtsbehörden in aller Welt ermitteln bereits gegen zahlreiche Banken, es wurden schon hohe Geldstrafen verhängt. Unter anderem wurden Millionen von Emails durchforsten, die den ganzen Skandal ans Tageslicht bringen sollen. Der Personenkreis, der in den Blick der Behörden gerät, erweitert sich ständig. Teilweise wurden Emails gefunden, in denen die verantwortlichen Manager in abfälligster Weise über ihre Kunden, die von der Manipulation nichts wussten, spotteten.

Auch wenn immer wieder betont wird, dass Top-Management der Banken wusste nichts von den illegalen Preisabsprachen, die Banken verdienten damit Milliarden. Eines der Opfer, der US-staatliche Immobilienfinanzierer Fannie Mae hat nun Klage eingereicht. Gefordert wird u.a. von der Deutschen Bank Schadensersatz in Höhe von 800 Millionen Euro.