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Offensive des FDP-Chefs: Rösler will Neuen Markt wiederbeleben

Publiziert von: Redaktion
  • 19.August, 2013
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Spektakuläre Betrugsfälle und Kursverluste sorgten für das Ende des Neuen Marktes an der Deutschen Börse.

Nun plant Wirtschaftsminister Rösler das Comeback eines Segments für Börsenneulinge aus der Internet-Wirtschaft. Laut “Handelsblatt” könnte das Projekt Mitte 2014 starten.

Düsseldorf – Vor zehn Jahren schloss die Deutsche Börse ihren Index Neuer Markt. Jetzt will Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) den umstrittenen Wachstumsmarkt offenbar wiederbeleben. Laut “Handelsblatt” plant Rösler mit seiner Initiative, die Finanzierung junger innovativer Unternehmen in Deutschland zu verbessern.

Der Zeitung zufolge trafen sich im Juni erstmals Vertreter des Wirtschaftsministeriums, der Deutschen Börse und des Bundesverbands Deutsche Start-ups, um die Chancen für eine Wiederbelebung des Neuen Markts auszuloten. Anfang August sprachen dann Rösler und der Vorstandschef der Deutschen Börse Reto Francioni in Frankfurt über das Thema. Die Börse stehe den Plänen “sehr positiv” gegenüber, berichtet das “Handelsblatt” unter Berufung auf Finanzkreise. Der Plan passe zum Aufbau einer starken deutschen Internet-Wirtschaft, heiße es aus dem Ministerium.

2000, auf dem Höhepunkt des Neuen Marktes, wagten in Deutschland mehr als 140 Firmen den Börsengang. 2012 waren es gerade einmal acht. “Derzeit wird man fast belächelt, wenn man bei Investoren den Börsengang als eine Option angibt”, sagte Florian Nöll, Chef des Bundesverbands Deutsche Startups, dem “Handelsblatt”.

“Wir wollen nicht die Fehler des Neuen Marktes wiederholen” Damit fehlt sogenannten Wagniskapitalfinanzierern (“Venture Capital”) eine wichtige Ausstiegsmöglichkeit. Diese Investoren beteiligen sich an jungen Wachstumsfirmen und unterstützen sie während der frühen Wachstumsphase. Danach verkaufen die Venture-Capital-Gesellschaften ihre Anteile häufig über die Börse. Mit dem Untergang des Neuen Marktes erlitt aber auch die junge Wagniskapitalkultur in Deutschland einen schweren Rückschlag. Seit 2008 halbierte sich deren Volumen.

2012 wagten sich gerade einmal drei Neuzugänge in den Entry Standard der Deutschen Börse, das 2005 gegründete Segment mit den geringsten Anforderungen an Börsenneulinge. Jetzt prüfen das Wirtschaftsministerium und die Börse laut “Handelsblatt” mehrere Optionen, die den Zugang innovativer Firmen zum Kapitalmarkt verbessern sollen. Entweder soll der Entry Standard attraktiver für junge High-Tech-Firmen werden, oder die Börse gründet gleich ein neues Segment mit noch einfacheren regulatorischen Anforderungen als im Entry Standard.

“Das Unternehmen, für das wir das neue Börsensegment planen, dürfte in der Regel bereits einen Umsatz von 30 bis 50 Millionen Euro machen und hat 100 bis 500 Mitarbeiter”, erläutert Start-up-Spezialist Nöll. Zielgruppe des “neuen” Neuen Markts sollen laut Nöll “institutionelle Investoren, etwa Versicherer, nicht Privatanleger” sein. “Wir wollen nicht die Fehler des Neuen Marktes wiederholen.” Der Verbandschef hofft, dass das neue Börsensegment bereits “Mitte 2014 starten könnte.

Quelle: Spiegel Online
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