Wissenswertes

Luxuspachten auf dem Acker

Publiziert von: Redaktion
  • 11.November, 2013
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Wer hätte das gedacht? Deutschlands höchste Pachten werden nicht in den Metropolen München, Hamburg oder Düsseldorf gezahlt, sondern auf dem flachen Land, wo der Wind weht und die Windkrafträder antreibt.

So ein Windrad benötigt nicht viel Platz. Gerade mal 15 x 15 Meter Grundfläche, hinzu kommt der Zufahrtsweg, dann noch Stellfläche für einen Kran und ein Traffohäuschen. Dafür zahlen die Energielieferanten enorme Pachten an die Grundstückseigentümer: Landwirte und staatliche Verpächter, wie Landforste. In der Spitze werden im Norden Deutschlands Pachten in Höhe von bis zu 100.000 Euro pro Jahr verlangt, das entspricht in etwa 13 Prozent des Stromertrags einer Windkraftanlage. Bezahlen muss das letztendlich der Stromverbraucher über seine Stromrechnung.

Die 13 Prozent für den Verpächter sind eine neue Entwicklung. Es ist noch nicht lange her, da galten zehn Prozent als absolute Spitze. Diese für den Verbraucher erhebliche Fehlentwicklung hat verschiedene Gründe: Nachdem die Subventionen für Solarenergie erheblich beschnitten wurden, stellt nun Windkraft die lukrativste Energie für den Lieferanten dar. Sobald Behörden neue Vorrangsgebiete ausweisen, beginnt sofort der Wettlauf der Projektentwickler. Das treibt die Pachten immer weiter nach oben.
Doch was macht die Windkraft so begehrt?

Die Antwort ist einfach: Die festen Einspeisevergütungen nach dem EEG (Erneubare-Energie-Gesetz). Derzeit lassen sich für Strom an der Strompreisbörse nur sehr niedrige Verkaufspreise erzielen. Dort spielt es allerdings auch keine Rolle womit der Strom erzeugt wurde. Der Preis für die Kilowattstunde egal ob aus Atom-, Kohle oder Windkraft ist immer gleich hoch, und zur Zeit eben extrem niedrig. Ohne Zuschuss wäre Windkraft nicht rentabel. Doch das EEG garantiert den Erzeuger einen festen Preis für die eingespeiste Kilowattstunde. Die Differenz trägt der Stromverbraucher. Je günstiger also Strom an der Börse gehandelt wird, umso größer die Differenz und letztendlich, umso höher die Stromrechnung.

Nach Ansicht von Stephan Kohler, Chef der Deutschen Energie-Agentur (Dena), bedarf es einen Kurswechsel: „Das EEG darf so nicht fortbestehen.“ Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse betriebswirtschaftlich geregelt werden. Er schlägt vor jährliche Ausschreibungsverfahren zu installieren. Der Anbieter mit den niedrigsten Zuschussbedarf pro Kilowattstunde soll dann den Zuschlag erhalten. Das Konzept, sagt Kohler, sei innovativ, marktgerecht und werde den beihilfegerechten Vorgaben der EU gerecht.

Dieser Vorschlag wird nun von der Politik besprochen. Die Arbeitsgruppe AG Energie, bestehend aus hochrangigen Politikern von CDU und SPD, trifft sich Anfang November 2013. Vorrangiges Ziel: Die Kostenexplosion bei Ausbau erneuerbaren Energien zu stoppen. Es bleibt abzuwarten welche Ergebnisse diese Zusammenkunft ergeben wird und ob dadurch der Aufwärtstrend der Pachten für Windkrafträder und der hoher Stromrechnungen ein Ende gesetzt wird.