Finanzwelt

Goldman Sachs – eine Bank greift nach der Macht?

Publiziert von: F.S.
  • 02.Juli, 2013
  • Finanzwelt

Die Goldman Sachs Group, Inc. ist ein weltweit tätiges Investmentbanking- und Wertpapierhandels-Finanzinstitut. Gegründet wurde es 1869 vom deutschen Auswanderer Marcus Goldman in New York.

Lange Zeit stand Goldman Sachs im Zentrum der Kritik von US-Politikern, wenn es um die Verfehlungen und Auswüchse der Wall Street ging. Wie ist es heute damit? Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC reichte am 15. April 2010 gegen Goldman Sachs & Co. und dessen Angestellten Fabrice Tourre eine Klage wegen möglicher Verstöße gegen das Wertpapiergesetz (Securities Act) am District Court in New York ein. Goldman Sachs soll Anfang 2007 bei Anlegern für den Kauf eines synthetischen CDOs Abacus 2007-AC1 (ein spezielles Finanzprodukt, CDO) geworben und dabei entscheidende Tatsachen über die Anlagerisiken verheimlicht haben. Die Finanzmathematiker von Goldman Sachs entwickelten ein neues Finanzprodukt. Sie bündelten besonders risikobehaftete Immobilienkredite und tauften das neue Produkt wohltönend Abacus. Dieses hochtoxische „Ding“ wurde mit AAA geratet, also mit der Bestnote. Das versprach die größtmöglichste Sicherheit für Investoren. Goldman Sachs verkauften die toxischen Papiere an die eigene Kundschaft.

Goldman Sachs – Eine Bank lenkt die Welt from Fred Kaier on Vimeo.

Insbesondere soll der Hedgefonds Paulson & Co. insgeheim am Aufbau des Portfolios mitgewirkt und dafür besonders verlustträchtige Investments ausgesucht haben. Anschließend habe dieser mit Kreditausfallversicherungen, sogenannten Credit Default Swaps (CDS), auf ein Scheitern gewettet, das nach dem Einbruch am US-Immobilienmarkt auch eintrat. Insgesamt sollen die Anleger bei dem Finanzprodukt mehr als eine Milliarde Dollar verloren haben. Fast die gleiche Summe soll der Hedgefonds Paulson dabei gewonnen haben. Die Anleihen waren an die deutsche IKB und die US-amerikanischen ACA Capital Management verkauft worden.

Lesehilfe:
Die Grafik zeigt das Ergebnis einer Umfrage zum Einfluss der Banken auf die Politik und deren Entscheidungen. 78 Prozent der befragten Personen waren der Meinung, dass der Einfluss der Banken auf die Politik zu groß ist.

Im Juli gab Goldman zu, seinen Kundenbeim Verkauf des Abacus 2007-AC1 wesentliche Informationen vorenthalten zu haben, und zahlte 550 Millionen US-Dollar Strafe. Von dieser Summe gingen 300 Millionen US-Dollar an das US-Finanzministerium, 150 Millionen US-Dollar an die IKB und 100 Millionen US-Dollar an die RBS. Angesichts der Tatsache, dass Goldman Sachs allein im ersten Quartal 2010 3,5 Milliarden (!) US-Dollar Gewinn gemacht hatte, war die Strafe nicht mehr als „Peanuts“.

Nur zehn Marktteilnehmer sind für fast 75 Prozent des CDs-Volumens weltweit verantwortlich. Andere sprechen von nur fünf Banken, die sogar 88 Prozent des CDs-Marktes beherrschen. Das sogenannte Banken-Oligopol: Goldman Sachs, JPMorgan Case, Barclays, die deutsche Bank und Morgan Stanley. Vielleicht ist das sogar ein Kartell? Nicht wenige Rechts- und Finanz-Experten hegen diesen Verdacht. Eine kleine Gruppe von systemrelevanten Finanzunternehmen hält sich beim CDs-Geschäft gegenseitig bei Laune – sie betreiben Ringelreihen mit Wetten.

Das ist aber nicht nur bei den CDs so, es funktioniert in allen Bereichen des Derivatenmarktes: Mit Futures, Swaps, Optionen und Kreditderivaten.

Mit über 700 Milliarden Euro in der Tasche wettet die Investment-Bank Goldman Sachs auf alles und jedes. Die Bank beschäftigt über 30.000 Angestellte, die rund um die Uhr weltweit Finanzströme bewegen. Zugleich betreibt das Unternehmen eine ausgeprägte Lobby-Politik. Insider berichten: „Die Zahl der Goldman-Leute in Politik und Finanzwelt ist atemberaubend.“

Im September 2008 schlittert die Investmentbank Lehman Brothers in die Pleite. Lehman Brothers sind der größte Gegenspieler von Goldman Sachs. Die Bank sendet einen Hilferuf an die US-Regierung, sie bittet um Rettung. Doch die lehnt ab. Der damalige US-Finanzminister Hank Paulson spricht sich gegen eine Rettung aus. Doch welche Überraschung: Bevor Paulson Finanzminister wurde, war er Vorstandsvorsitzender von Goldman Sachs. Ein Schelm, wer jetzt Böses denkt. Auch die American International Group, Inc. (AIG), ein großer international tätiger Versicherungskonzern mit Hauptsitz in New York, geriet ins Trudeln. Doch wäre AIG pleite gegangen, hätte die Investmentbank Goldman Sachs 10 Milliarden Euro verloren. Aber Paulson nimmt sich des Problems an und verhandelt höchstpersönlich. AIG wird mithilfe von Steuergeld gerettet und Goldman Sachs verliert keinen Cent. Paulson selbst fragt die Bank, wie mit den Schulden zu verfahren sei, die AIG bei Goldman Sachs hat. Was dann kam, war keine Überraschung. Die Bank empfiehlt, alle Außenstände abgegolten zu erhalten. Dafür bezahlte die US-amerikanische Regierung Milliarden an Dollar.

Aus der Finanzkrise geht die Investmentbank gestärkt und als Gewinner hervor. Nachdem es einen Machtwechsel in den USA gab und Barack Obama zum Präsident ernannt wurde, will er Reformen durchsetzen, auch im Finanzsystem. Doch er konnte sich nicht durchsetzen. Insbesondere Goldman Sachs ist in der US-Gesetzesmaschinerie bestens vernetzt und versteht es, die eigenen Interessen durchzusetzen.

Quelle: me-magazine.info